
Pferde für
den Pharao
Pferde spielten in Pi-Ramesse eine große Rolle. Sie wurden vorwiegend als Zugtiere für Wagen eingesetzt. Ihre besondere Bedeutung lässt sich archäologisch in verschiedensten Bereichen der Stadt nachweisen.
Kleine Pferde,
großer Einsatz
Pferde wurden wahrscheinlich in der Zeit der sog. Hyksos, die zwischen 1700 und 1550 v. u. Z. im Norden des Landes herrschten, aus Westasien nach Ägypten gebracht. Die Tiere sind nicht nur in Bildern und Texten belegt, es wurden auch Stallungen und Bestattungen von Pferden gefunden.
Die in Ägypten gezüchteten Pferde waren relativ klein. Sie erreichten eher die Größe von Maultieren. Eingesetzt wurden sie hauptsächlich zum Ziehen von Streitwagen. Das Reiten von Pferden ist hingegen nur selten belegt.
Toiletten für Pferde
Tragbare Streitwagen
Eine antike Hightech-Konstruktion

Streitwagentruppen galten während des gesamten Neuen Reiches als Eliteeinheiten der ägyptischen Armee. Der König ließ sich häufig selbst als erfolgreicher Feldherr auf einem Streitwagen darstellen. Auch in den Gräbern ägyptischer Könige fanden sich Wagen, so z. B. im Grab des Tutanchamun. Für die aufwendigen Konstruktionen wurden verschiedene wertvolle Materialien wie exotische Hölzer, Metalle, Leder usw. verwendet.
Ägyptische Streitwagen waren extrem leichte Konstruktionen, die nur etwa 30 kg wogen und zerlegbar waren. Auf diese Weise konnten sie auf dem Rücken von Tieren oder Menschen über unbefahrbare Wege getragen werden. Die Besatzung der von zwei Pferden gezogenen ägyptischen Streitwagen bestand aus mindestens zwei Personen: einem Wagenlenker und einem bewaffneten Bogenschützen. Hethitische Streitwagen waren im Gegensatz dazu offensichtlich deutlich massiver und hatten einen Lenker, einen Schildträger und einen weiteren Soldaten an Bord.
Pferde für den Sieg des Königs

Ramses II. und seine Kavallerie (am oberen und unteren Bildrand) in der Schlacht von Kadesch. Relief im Tempel von Luxor. Zeichnung: James H. Breasted, in J. H. Breasted, The Battle of Kadesh: A Study in the Earliest Known Military Strategy (Chicago, Ill. 1903), Taf. 3.
Der Bedarf an Pferden für die königlichen Streitwagen war sehr groß. Hinweise in ägyptischen Texten lassen darauf schließen, dass Ramses II. mit bis zu 2500 Streitwagen in die Schlacht gegen die Hethiter bei Kadesch (Syrien) aufbrach. Da die Streitwagen von jeweils zwei Pferden gezogen wurden, benötigte man allein auf ägyptischer Seite mindestens 5000 Pferde für den Feldzug.

Grundriss der Hauptmauern der königlichen Stallungen in Pi-Ramesse. Zeichnung: Edgar B. Pusch/Anja Herold/Jan Lindemann, Bearbeitung: Kim-Denise Uhe. © Qantir/Pi-Ramesse-Projekt.
Nach der Schlacht kehrte der König mit seinen Truppen in die Ramsesstadt zurück, die in mehreren Texten als „Hauptquartier [der königlichen] Streitwagentruppen“ bezeichnet wird. Die dort entdeckten großen Stallungen hätten jedoch nur einen Teil der Tiere aufnehmen können, daher muss es in der Stadt weitere Anlagen dieser Art gegeben haben.

Reliefblock mit der Ausfahrt von Hofdamen aus der Zeit des Königs Echnaton. Neues Reich, 18. Dynastie. New York, MMA (1985.328.16).
© Metropolitan Museum of Art, New York. Gift of Norbert Schimmel, 1985.
Nur wenige hundert Meter von den ausgegrabenen Stallungen entfernt befinden sich Überreste eines großen Gebäudekomplexes, bei dem es sich möglicherweise um einen Palast handelte. Falls sich dies bestätigt, könnten hier die Pferde des Königs und seiner Gefolgschaft gestanden haben. Sie wurden für Ausfahrten der königlichen Familie durch die Stadt eingesetzt.

Wagenteile: Jochgabelknäufe aus Kalkstein mit Bronzenagel (links) (FZN 87/1379; 84/1200b,0001; 87/0038). Foto: Axel Krause.
© Qantir/Pi-Ramesse-Projekt.
In den Pferdestallungen selbst gab es keine Hinweise auf Streitwagen. Im Westen des Gebäudekomplexes wurden jedoch Werkstätten entdeckt, in denen Wagen gefertigt worden sein könnten. Hier wurden ein Achsnagel, eine Achskappe sowie eine große Anzahl steinerner Abschlussknöpfe gefunden.

Trensenpaar (FZN 86/0281). Foto: Axel Krause. © Qantir/Pi-Ramesse-Projekt.
Eine in diesem Bereich nachgewiesene Trense aus Bronze verweist zudem auf die Herstellung von Zaumzeug.
Ausgrabungen im Magazin:
Ein Türsturz aus den königlichen Pferdeställen
Alle der während der Ausgrabungen in Qantir/Pi-Ramesse gefundenen Objekte kommen zunächst in das sog. Hausmagazin, in dem sie sicher aufbewahrt und weiterbearbeitet werden. Prof. Dr. Alexandra Verbovsek, Leiterin des Qantir/Pi-Ramesse-Projekts, stellt einen stark beschädigten Türsturz aus den königlichen Pferdeställen vor, der rekonstruiert und veröffentlicht werden soll.
Über 3000 Jahre alte Hufabdrücke
In der Nähe der Stallungen wurde auch ein von Säulen umstandener Hof ergraben, in dem sich die Pferde frei bewegen konnten. Hier sind Hufabdrücke zu erkennen, die die Pferde im feuchten Lehm hinterließen.
Der Boden wurde offenbar mit Sand abgedeckt, daher haben sich die Hufabdrücke über mehr als 3.000 Jahre erhalten.
Pferdeställe des Pharao in Legosteinen
Im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim ist das Modell eines Pferdestalls zu sehen, das einem in der Ramsesstadt ausgegrabenen königlichen Marstall nachempfunden wurde. Anhand des Modells zeigt Prof. Regine Schulz, Wissenschaftliche Direktorin des Museums, wie man sich das Leben mit den Pferden am Hof des Pharaos vorstellen kann.
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